Wissenswertes

Morbus Crohn – Symptome & Therapie

Der Morbus Crohn gehört wie die Colitis ulcerosa zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Im Jahr 1932 beschrieb der US-amerikanische Gastroenterologe Burrill Bernard Crohn zusammen mit weiteren Kollegen erstmals die klinischen und pathologischen Details des Krankheitsbildes, das später seinen Namen erhielt. 

Häufigkeit
Die Zahl der Neuerkrankungen an Morbus Crohn bleibt seit den 1990er Jahren stabil, jedoch nimmt die Gesamtzahl aufgrund der zunehmend älteren Bevölkerung weiterhin zu. In Europa wird die Zahl der Betroffenen je 100.000 Einwohner derzeit auf ca. 300 geschätzt. In Deutschland sind derzeit etwa 250 000 Menschen von Morbus Crohn betroffen. Immer häufiger werden Erstmanifestationen bei Patienten, die älter als 70 Jahre sind, beschrieben. 

Symptome
Der Verlauf von Morbus Crohn ist sehr variabel. Circa die Hälfte der Betroffenen ist von einem einmaligen Erkrankungsschub betroffen. Etwa 25 % der Personen mit Morbus Crohn zeigen eine kontinuierliche Erkrankungsaktivität mit der Entwicklung von Komplikationen, die einer chirurgischen Therapie bedürfen. Etwa ein Drittel zeigt einen schubweisen Krankheitsverlauf, bei dem auf die Entzündungsschübe symptomfreie Phasen folgen können. Dabei variieren Dauer und spezifische Symptomatik sowie Stärke der Entzündungsaktivität, wobei ein akuter Schub über mehrere Wochen anhalten kann. 

Die Krankheit kann im gesamten Verdauungstrakt (von der Mundhöhle bis zum After) auftreten. Oft sind jedoch der letzte Abschnitt des Dünndarms oder des Dickdarm betroffen. Typische Symptome sind krampfartige Bauchschmerzen und chronischer Durchfall, in selteneren Fällen begleitet von blutigem Stuhl. Dabei ist die häufigste Lokalisation von Entzündungen im Bereich des Übergangs vom Dünndarm in den Dickdarm, weshalb die Schmerzen häufig im rechten Unterbauch wahrgenommen werden. Auch Fieber, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen können als Begleiterscheinungen auftreten. 

Es können sich auch außerhalb des Magen-Darm-Trakts Krankheitserscheinungen manifestieren, sodass es beispielsweise zu Gelenkbeschwerden, Hautveränderungen und Augenerkrankungen kommen kann. 

Ursachen
Die genauen Ursachen einer Morbus Crohn Erkrankung sind noch nicht vollständig bekannt. Verschiedene Faktoren können die Ausprägung und den Verlauf der Erkrankung beeinflussen. Dabei können genetische, mikrobielle und Umweltfaktoren (zum Beispiel Rauchen, Antibiotikaeinnahme, bestimmte Ernährungs- und Lebensgewohnheiten) krankhafte Immunreaktionen hervorrufen. Besonders das Rauchen stellt dabei einen großen Risikofaktor dar, sodass Raucher ein circa doppelt so hohes Risiko haben an Morbus Crohn zu erkranken, als Nichtraucher.

Von Morbus Crohn Betroffene haben eine beeinträchtigte Barriere-Funktion im Magen-Darm-Trakt, was eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmwandschichten für Mikroorganismen zur Folge hat. Die mikrobiellen Strukturen werden von Immunzellen aufgenommen, wodurch es zu einer überschießenden Produktion entzündungsfördernder Moleküle kommt. Es resultiert eine weitere Zuwanderung von Immunzellen in die Darmwand, was zu einer kontinuierlichen Darmentzündung führt. 

Die klinische Forschung hat in den letzten Jahren viel dazu beigetragen, die Kenntnisse über krankheitsauslösende Moleküle zu erweitern. Deren Entdeckung ist heute Grundlage für zielgerichtete Therapien, die selektiv wichtige Signalwege der Entzündungsprozesse blockieren können.

Diagnose
Die Diagnose kann nur aus einer charakteristischen Kombination von Befunden verschiedener Untersuchungsmethoden erfolgen. Dabei wird zunächst in einem Gespräch mit einem Facharzt auf die Krankheitsgeschichte und Symptomatik eingegangen. Da die Beschwerden jedoch häufig nicht eindeutig einer Morbus Crohn Erkrankung zuzuordnen sind, kann nur durch körperliche Untersuchung, Labortests und endoskopische Untersuchungen (Spiegelung des Magen-Darm-Traktes durch einen Gastroenterologen) eine eindeutige Diagnose gestellt werden. 

Bei der körperlichen Untersuchung sind Schmerzen sowie eine tastbare Verhärtung des rechten Unterbrauchs charakteristisch. In der Labordiagnostik können bestimmte Entzündungsmarker im Blut oder Stuhl Hinweise auf die Krankheitsaktivität geben. Dazu zählen ein erhöhter CRP-Wert im Blut und/oder ein erhöhter Calprotectin-Wert im Stuhl. Ein weiterer Entzündungsmarker im Blut ist ein erhöhter Wert der Leukozyten, der weißen Blutkörperchen. Eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, Blutarmut sowie Nährstoffmangel sind weitere Indizien für das Krankheitsbild.

Die endoskopische Untersuchung durch den Gastroenterologen erfolgt, um das Erscheinungsbild der Schleimhaut in jedem Abschnitt des Magen-Darm-Trakts zu beurteilen. Entzündete Darmabschnitte können dabei durch Geschwüre, kleine Einblutungen oder Verengungen sichtbar werden. Durch Gewebebiopsien aus verschiedenen Abschnitten des Magen-Darm-Trakts kann ein Laborbefund erstellt werden. So lässt sich die Erkrankung von der Colitis ulcerosa abgrenzen, da oft verschiedene Segmente des Darms betroffen sind und nicht, wie bei der Colitis ulcerosa, nur der Dickdarm. 

Typisch für den Morbus Crohn sind Entzündungen der Darmschleimhaut, die bis in die unteren Schichten der Darmwand reichen. Auch die typische Verdickung der Darmwand kann zu Diagnosezwecken genutzt werden, da sich diese mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung oder Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) darstellen lässt.

Therapie
Auch aufgrund der bislang nicht gänzlich zu klärenden Ursachen gibt es bislang keine Heilmittel für Morbus Crohn. 

Das Ziel einer Langzeittherapie ist es daher, die Entzündungsaktivität einzudämmen um im besten Fall eine Krankheitskontrolle zu erreichen. Immunmodulierende Medikamente können das Auftreten akuter Schübe reduzieren und Phasen der klinischen Beschwerdefreiheit (Remission) verlängern. Damit wird nicht nur eine höhere Lebensqualität für Betroffene ermöglicht, sondern auch der dauerhaften Schädigung der Darmschleimhaut und damit einhergehend dem Verlust der Darmfunktion vorgebeugt. Bei der Behandlung von Morbus Crohn können medikamentöse Behandlung und bei Komplikationen auch chirurgische Eingriffe in Frage kommen.

Bei einer leichteren Form der Erkrankung werden häufig entzündungshemmende Präparate, wie z. B. Aminosalizylate, eingesetzt, die jedoch anders als bei der der Colitis ulcerosa beim Morbus Crohn keinen gesicherten Stellenwert haben. Medikamente mit stark entzündungshemmender Wirkung, wie Kortikosteroide, können als kurzfristige Therapie sowohl bei leichtem als auch bei ausgedehntem Dünndarmbefall mit hoher Entzündungsaktivität zur Behandlung eingesetzt werden. Kortikosteroide sind jedoch nicht zur Langzeittherapie geeignet, da bei langfristiger Einnahme unerwünschte Nebenwirkungen auftreten können. Einer der Therapieansätze besteht darin, Wirkstoffe einzusetzen, die die Aktivität des Immunsystems vermindern, sogenannte Immunsuppressiva. Hierzu zählen beispielsweise Methotrexat oder Azathioprin.

Wenn der obere Verdauungstrakt betroffen ist, können Protonenpumpenhemmer helfen (z. B. Pantoprazol). Sie reduzieren die Magensäure und lindern Sodbrennen. 

Häufige steroidresistente Schübe erfordern eine remissionserhaltende Therapie mit neueren Substanzen, wie z.B. Biologika. Letztere sind Arzneistoffe, die mit Mitteln der Biotechnologie und gentechnisch veränderten Organismen hergestellt werden. Zur Behandlung des Morbus Crohn stehen vor allem biotechnologisch hergestellte Antiköper zur Verfügung, die an bekannte Entzündungsmediatoren, wie z. B. Tumornekrosefaktor-alpha, binden und dadurch die Entzündungsreaktion dauerhaft hemmen können. Vor allem Antiköper gegen Tumornekrosefaktor-alpha (z.B. Infliximab) oder gegen Interleukin-23 (z.B. Risankizumab) haben sich sowohl zum Erreichen als auch zum Erhalt einer Remission als wirksam bewiesen. Zudem erfolgte kürzlich die Zulassung für das Medikament Upadacitinib als eine weitere Therapieoption für Morbus Crohn. Upadacitinib gehört zur modernen Wirkstoffgruppe der sogenannten JAK-Inhibitoren. 

Da unter Infliximab und Upadacitinib sowie Arzneimitteln mit vergleichbarem Wirkprinzip häufiger Nebenwirkungen, wie schwere kardiovaskuläre Erkrankungen auftreten können, sollten bestimmte Risikogruppen (höheres Lebensalter, erhöhtes Risiko für schwere kardiovaskuläre Erkrankungen oder für eine Krebserkrankung, Raucher) diese Medikamente nur unter strenger Indikation erhalten.

Wenn es trotz Medikamentenvergabe nicht gelingt, die Krankheit einzudämmen, wird ein operativer Eingriff erwogen. Da das Erkrankungsbild häufig mit Komplikationen, wie Fisteln, Darmverschlüssen, Abszessen oder Stenosen einhergeht, kann eine Operation Abhilfe schaffen. Der betroffene Darmabschnitt wird dann entnommen. Dabei kann es notwendig sein, vorrübergehend oder dauerhaft ein Stoma (einen künstlichen Darmausgang) anzulegen.

Ein gesunder Lebensstil und eine Ernährungsumstellung können die Symptomatik der Erkrankung vermindern. Besonders der Verzicht aufs Rauchen kann die Krankheitsschübe deutlich abmildern und verkürzen. Nährstoffreiches Essen und kleine Mahlzeiten, über den Tag verteilt eingenommen (unter Beachtung von Unverträglichkeiten), können helfen, Beschwerden zu lindern. 

Ein Beispiel ist die sogenannte Crohns Disease Exclusion Diet (CDED). Bei dieser werden potenziell proinflammatorische Nahrungsmittelgruppen (Gluten, Milchprodukte, tierische Fette und verarbeitetes Fleisch sowie alle hochverarbeiteten Nahrungsmittel) ausgeschlossen. Bei einem Schub kann es außerdem hilfreich sein, Essen zu pürieren. Saures oder scharfes Essen sollte vermieden werden. Auch Stressreduktion mit Entspannungstechniken oder Verhaltenstherapie kann die Erkrankung günstig beeinflussen.

Forschungsansätze
In klinischen Studien werden derzeit neue Behandlungsansätze für Patienten mit Morbus Crohn erforscht. Dabei wird beispielsweise die Wirksamkeit von Biologika untersucht, die einen anderen Wirkmechanismus haben als solche, die bereits zur Behandlung eingesetzt werden. Auch kann die Wirksamkeit von Biologika gegenüber Morbus Crohn geprüft werden, die bereits für andere CED zugelassen sind bzw. eingesetzt werden.

Betroffene Patienten, die an Studien teilnehmen, helfen aktiv bei der Erforschung neuer Wirkstoffe und sorgen für die Verbesserung von Behandlungsmöglichkeiten für andere Betroffene. Außerdem können sie von der umfangreichen Untersuchung während der Studie und möglicherweise auch von der Wirkung des Studienmedikamentes profitieren.

Auch bei der Charité Research Organisation führen wir immer wieder klinische Studien mit neuen Wirkstoffen gegen Morbus Crohn durch. Bei Interesse als Patient an einer solchen Studie teilzunehmen, registrieren Sie sich bitte im unteren Formular. Wir werden uns telefonisch melden und Ihnen gern unsere Studien vorstellen.

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