Wissenswertes

Colitis ulcerosa – Symptome & Therapie

Die Colitis ulcerosa ist neben dem Morbus Crohn die häufigste chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED). In Europa leben derzeit circa 2 Millionen Menschen mit einer diagnostizierten CED, wobei doppelt so viele Menschen an Colitis ulcerosa erkranken als an Morbus Crohn. In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 Menschen von Colitis ulcerosa betroffen. Generell kann Colitis ulcerosa in jedem Lebensalter in Erscheinung treten, wobei die Erkrankung meist im jungen Erwachsenenalter (zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr) manifest wird. Frauen erkranken etwas häufiger als Männer.

Im Gegensatz zum Morbus Crohn betrifft die Colitis ulcerosa fast ausschließlich den Dickdarm (Kolon). Dessen Schleimhaut entzündet sich, wodurch oberflächliche oder tiefer gehende Schleimhautverletzungen (Erosionen oder Ulzerationen) entstehen. Dadurch kommt es als Hauptmerkmal der Erkrankung zu blutig-schleimigen Durchfällen. Die Ursachen für die Entstehung der Colitis ulcerosa sind multifaktoriell und noch nicht vollständig geklärt. Besonders die westliche Ernährung scheint bei genetischer Veranlagung das Darmmikrobiom so zu verändern, dass die Barrierefunktion der Darmschleimhaut geschädigt und Entzündungsprozesse dauerhaft gefördert werden. 

Symptome und Verlauf der Colitis ulcerosa
Typisch für die in Schüben verlaufende Krankheit sind schmerzhafte, blutige und schleimige Stuhlgänge mit bis zu 20 Stuhlentleerungen pro Tag (und die Nacht hindurch). Trotz vermehrten Stuhldrangs haben die Betroffenen dennoch das Gefühl einer inkompletten Entleerung. Hinzu können Bauchschmerzen bzw. Bauchkrämpfe kommen. 

Im Rahmen einer Colitis können auch entzündliche Veränderungen außerhalb des Darmes auftreten (Bauchspeicheldrüse, Gallenwege; aber auch Gelenke, Haut oder Augen). Der Verlauf der Colitis ulcerosa ist sehr variabel. Ein Teil der Patienten kann die Colitis aufgrund milder Symptome relativ gut in den Alltag integrieren. Stärker Betroffene bzw. Erkrankte während eines Schubs haben häufig einen hohen Leidensdruck und eine starke Einschränkung ihrer Lebensqualität. 

Circa die Hälfte der Betroffenen ist von einem einmaligen Erkrankungsschub betroffen. Bei etwa 30% der Betroffenen wechseln sich die Schübe mit zwischenzeitlichen Ruhephasen ab. Nur selten kommt es zu einer kontinuierlichen Entzündungsaktivität mit Komplikationen, wie das toxische Megakolon, strukturellen Darmveränderungen und einem erhöhten Darmkrebsrisiko. Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, steigt mit der Erkrankungsdauer, dem Ausmaß des betroffenen Darmgewebes und der Entzündungsaktivität an. Ab dem zehnten Jahr der Erkrankung sollte bei Colitis-Patienten daher regelmäßig eine Darmspiegelung durchgeführt werden.

Diagnosestellung bei Colitis ulcerosa
Liegen Beschwerden vor, die auf eine Colitis ulcerosa hindeuten, wird der Arzt eine eingehende Befragung (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung durchführen. Ferner werden Stuhl- sowie Blutproben im Labor untersucht. Entscheidend für die Sicherung der Diagnose ist eine feingewebliche (histologische) Untersuchung von Schleimhautproben (Biopsien), die im Rahmen einer Spiegelung (endoskopischen Untersuchung) des Dickdarmes gewonnen werden.

Therapie der Colitis ulcerosa
Wichtigstes Therapieziel ist das Erreichen von Krankheitskontrolle mit immunmodulierenden und  entzündungshemmenden Medikamenten, um klinische Beschwerdefreiheit und eine Normalisierung der Lebensqualität zu erreichen. Medikamente, wie die 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) und Mesalazin, haben sich in der konventionellen Colitis-Therapie etabliert. Eine Dauertherapie mit Mesalazin kann das Darmkrebsrisiko halbieren. 

Weitere entzündungshemmende Wirkstoffe sind direkt am Darm angewandte Kortikosteroid-Präparate, die in Form von Schaum oder als Einlauf/Klysma verfügbar sind. In der Akutphase können auch kurzzeitig orale Kortikosteroide oder immunsuppressive Substanzen eingesetzt werden, d. h. Präparate, die die Immunreaktionen des Körpers abschwächen (wie Azathioprin oder 6-Mercaptopurin). Bei schweren Verläufen kann nur eine chirurgische Behandlung, bei der der Dickdarm vollständig entfernt wird, zur Heilung der Erkrankung führen.

In den letzten 10 Jahren haben biologische Wirkstoffe, die noch gezielter als die vorgenannten Substanzen immunologische Prozesse beeinflussen, die Colitis-Therapie revolutioniert. Dazu gehören monoklonale Antikörper, wie Infliximab, Adalimumab und Ustekinumab. Sie blockieren selektiv Substanzen, die bei überschießenden Immunreaktionen von Immunzellen freigesetzt werden. Vedolizumab, ein weiterer monoklonaler Antikörper, verhindert das Auswandern aktivierter Immunzellen in das umliegende Darmgewebe. 

Zu den neuesten Wirkstoffen gehören die Januskinase (JAK)-Inhibitoren Tofacitinib und Filgotinib, die entzündungsfördernde Signalwege gezielt blockieren. Eine weitere Innovation ist das Medikament Ozanimod, das selektiv an die Moleküle S1PR1 und S1PR5 auf Immunzellen bindet und dadurch deren Wanderung in den Blutkreislauf und in das entzündete Gewebe reduziert. Ozanimod ist indiziert zur Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa, die auf eine konventionelle Therapie oder ein Biologikum unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder diese nicht vertragen haben. Die JAK-Inhibitoren und Ozanimod können oral angewendet werden mit Vorteilen für die Therapieadhärenz.

Forschungsansätze
In klinischen Studien werden derzeit neue Behandlungsansätze für Patienten mit Colitis ulcerosa erforscht. Dabei wird beispielsweise die Wirksamkeit von Biologika untersucht, die einen anderen Wirkmechanismus haben als solche, die bereits zur Behandlung eingesetzt werden. Auch kann die Wirksamkeit von Biologika gegenüber Colitis ulcerosa geprüft werden, die bereits für andere chronisch entzündliche Darmerkrankungen zugelassen sind bzw. eingesetzt werden.

Betroffene Patienten, die an Studien teilnehmen, helfen aktiv bei der Erforschung neuer Wirkstoffe und sorgen für die Verbesserung von Behandlungsmöglichkeiten für viele Patienten. Außerdem können sie von der umfangreichen Untersuchung während der Studie und möglicherweise auch von der Wirkung des Studienmedikamentes profitieren.

Auch bei der Charité Research Organisation führen wir immer wieder klinische Studien mit neuen Wirkstoffen gegen Colitis ulcerosa durch. Bei Interesse, als Patient an einer solchen Studie teilzunehmen, registrieren Sie sich bitte im unteren Formular. Wir werden uns telefonisch melden und Ihnen gern unsere Studien vorstellen.

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